Allein die Anreise zum internationalen Glaspalastturnier gestaltet sich jedes Jahr zum immer größer werdenden Spektakel. Rund um den Sindelfinger Glaspalast sind jede Menge Zelte aufgebaut, Wohnmobile und Wohnwägen sowie weiteres Camping-Equipment umlagern die Austragungsstätte. Die niederländischen und französischen Teams haben bereits ihr Quartier aufgeschlagen, um beim morgendlichen Gewichts-Check die ersten an der Waage zu sein.
Zur diesjährigen 21. Ausgabe des internationalen Glaspalastturnier (ITG) am 8.und 9. Juli reisten über 1800 Judoka aus 15 Nationen an. Mittendrin auch Sarah Krämer vom Judo-Club Herrenberg. Die Herrenbergerin, die in der Altersklasse der unter 15-Jährigen an den Start ging, hatte sich viel für das Wochenende vorgenommen. In Baden-Württemberg kennt sie ihre Gegnerinnen bereits in- und auswendig. Erst in der Woche zuvor setzte sich Krämer erneut deutlich gegen die verbandsinterne Konkurrenz durch. Ein erster Platz beim Heubacher Rosensteinpokalturnier, indem sie bis auf den Finalkampf alle Duelle innerhalb der ersten 10 Sekunden für sich entschied, verdeutlichte, dass dieses international ausgerichtete Turnier genau richtig kam, um weiter an der individuellen Kampfkonzeption feilen zu können.
Am Sonntagvormittag war es dann soweit: Im ersten Kampf beförderte Krämer Elisabeth Buschmann aus Potsdam mit einem Tai-otoshi (Handwurf) auf den Rücken. Die Kampfrichter zögerten keine Sekunde und vergaben die höchste Wertung „Ippon“ – das vorzeitige Kampfende, vergleichbar mit einem K.O. im Boxen. Nach einem Sieg gegen die Österreicherin Mayla Engel traf Krämer im Halbfinale auf ein bekanntes Gesicht: Verbandskameradin Ella Yilmaz aus Aalen machte ihr den Finaleinzug streitig. Letztlich behielt Krämer aber die Nase vorn und ging mit einem Hüftwurf in Führung. Im anschließenden Bodenkampf erarbeitete sich das JCH-Talent einen Armhebel, der Yilmaz zur Aufgabe zwang und damit ins kleine Finale schickte.
Der Kampf um Gold gegen Lotta Sporbert aus Thüringen war an Spannung kaum zu überbieten. Zunächst ging Krämer mit der Kontertechnik Tani-otoshi in Führung und schien diese auch souverän über die Zeit zu bringen. Doch in der letzten Minute drehte Sporbert noch einmal auf, erzielte zunächst den Ausgleich und wenige Sekunden vor Kampfende schließlich den entscheidenden Punkt zum Sieg. Ein bitterer Kampfausgang, der jedoch die starke Leistung der Gäu-Athletin keineswegs schmälert.
Mit der Silbermedaille beim internationalen Glaspalastturnier untermauert Krämer ihre Titelambitionen bei den Württembergischen Meisterschaften im Herbst. Bis dahin wird sie die Sommerpause nutzen, um die gewonnene Erfahrung im Training aufzuarbeiten. Dann sollte auch die Qualifikation zu den Süddeutschen Meisterschaften eine machbare Aufgabe für die junge Herrenbergerin Sarah Krämer darstellen.