Der Schulranzen blieb bei sechs Herrenberger Schülern des Andreae-Gymnasiums am gestrigen Freitag zu Hause. Statt Schulbüchern fanden ihre Judoanzüge Platz in der Tasche und mit diesen reisten sie hochmotiviert nach Nürtingen zum Schulwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“. Das Regierungspräsidium hatte zum Finale des Regierungsbezirks Stuttgart eingeladen. Vier Schulen traten in Mannschaftskämpfen gegeneinander an, um zu ermitteln, wer den Regierungsbezirk beim Landesfinale im Juni gegen die Sieger aus den Bezirken Karlsruhe, Freiburg und Tübingen vertreten darf.
Die Mannschaft des Andreae Gymnasiums musste kurzfristig einen Ausfall in der mittleren Gewichtsklasse bis 46 Kilogramm hinnehmen und war daher nicht ideal besetzt. So konnten zwei der drei anderen Schulen in dieser Kategorie kampflos einen Punkt verbuchen. Der Siegeswille und Kampfgeist der jungen Herrenberger Judoka blieb davon allerdings unberührt – und ihre Ambitionen waren spätestens nach der ersten Begegnung auch der Konkurrenz klar: Trotz Heimvorteil fegte das Gäu-Team das Max-Planck Gymnasium Nürtingen deutlich mit 4:0 von der Matte. Der Reihe nach gewannen Henry Wais (bis 35 Kilogramm), Florian Ostertag (bis 40 Kilogramm), Fedir Chekh (bis 55 Kilogramm) und Illia Protsenko (plus 55 Kilogramm) ihre Kämpfe.
Nach diesem gelungenen Auftakt startete die Mannschaft entsprechend selbstbewusst in ihr zweites Duell gegen die Hölderlin-Realschule aus Lauffen. Henry Wais und Florian Ostertag legten im Leichtgewicht vor und stellten schnell eine erneute 2:0 Führung her. Im Mittelgewicht verkürzte die Realschule auf 2:1, sodass es nun an den schwereren Jungs lag, den Sack mit dem dritten Sieg zuzumachen. Fedir Chekh ließ sich damit nicht viel Zeit und beförderte nach nur knapp 30 Sekunden seinen Kontrahenten Lukas Jäger mit einem spektakulären Hüftwurf auf den Boden. Für die Rückenlandung seines Lauffer Rivalen bekam er die höchste Wertung „Ippon“ zugesprochen – das vorzeitige Kampfende zu Gunsten Herrenbergs. In der Gewichtsklasse plus 55 Kilogramm ging Elijah Wegner engagiert zu Werke, musste sich jedoch trotz einiger guter Aktionen seinem erfahreneren Gegner geschlagen geben. Mit einem Endstand von 3:2 sicherten sich die Herrenberger Gymnasiasten auch in der zweiten Begegnung den Sieg.
Nun galt es noch einmal die letzten Kräfte zu sammeln, um im alles entscheidenden Duell gegen das Max Born Gymnasium aus Backnang den Einzug ins Landesfinale klar zu machen. Als die Herrenberger Gelb-Gurt Träger das letzte Mal Aufstellung auf der Matte nahmen, sahen sie sich einer auf dem Papier deutlich erfahreneren Mannschaft aus Backnang gegenüberstehen. Die Schüler des Max Born Gymnasiums, allesamt den grünen oder braunen Gürtel um die Hüfte gebunden, merkten jedoch recht schnell, dass ihnen der Erfahrungsbonus, signalisiert durch die deutlich dunklere Gürtelfarbe, unter Umständen nicht allzu viel gegen das motivierte Team aus Herrenberg helfen wird. Henry Wais startete konzentriert in den ersten Kampf und kontrollierte seinen Gegner bis zum Ende der regulären Kampfzeit. Erst im Golden Score wendete sich allmählich das Blatt und der Backnanger Victor Ginter bestrafte eine kleine Unaufmerksamkeit. Florian Ostertag gleichte in der Gewichtsklasse bis 40 Kilogramm aus – 1:1. Die von Herrenberg unbesetzte Gewichtsklasse ging kampflos an Backnang – 1:2. Damit war es wieder an den beiden Kämpfern der höheren Gewichtsklassen, den Zwischenstand noch einmal umzudrehen. Mehrere gute Aktionen, in denen die Backnanger nur haarscharf der Niederlage entkommen sind, reichten jedoch nicht aus. Die entscheidenden Wertungen fielen auf der anderen Seite und so musste sich das Team des Andreae-Gymnasiums im Endergebnis doch deutlich mit 4:1 geschlagen geben.
Das Andreae-Gymnasium, das seit nun knapp 2 Jahren eine Judo-AG in Kooperation mit dem Judo-Club Herrenberg anbietet, verpasst mit seiner Mannschaft nur knapp den Einzug ins Landesfinale. Am Ende steht ein hart erkämpfter und äußerst verdienter zweiter Platz, der im kommenden Jahr auf mehr hoffen lässt.